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Rekordzuwächse an Arbeitskräften in der NÖ Landwirtschaft

Die NÖ Landarbeiterkammer lehnt die neuerliche Forderung von NÖ Landwirtschaftskammer-Präsident Hermann Schultes nach einer Aufstockung des Kontingents für Saisonarbeitskräfte aus Drittstaaten vehement ab.


„Dass den landwirtschaftlichen Betrieben die Saisonarbeitskräfte und Erntehelfer scharenweise ins Ausland davonlaufen und es deshalb, wie von LK-Präsident Hermann Schultes gefordert, zusätzliche Arbeitskräfte aus Ländern wie Ukraine und Moldawien braucht, ist aus unserer Sicht nicht nur der falsche Weg, sondern auch absolut nicht nachvollziehbar. Wenn man sich unsere Mitgliederstatistik anschaut, verzeichnen wir Rekordzuwächse an Beschäftigten. In Niederösterreich ist die Anzahl an Arbeitskräften in der Land- und Forstwirtschaft, gerade in produzierenden bäuerlichen Betrieben, sogar aktuell im Jahr 2018 noch einmal deutlich gestiegen. Wir hatten im Mai 2018 um knapp 10 Prozent mehr Beschäftigte als im Mai 2017. Solche Fakten kann man nicht einfach ignorieren und daraus lässt sich sicher kein landesweiter Mangel konstruieren. Würde tatsächlich ein extremer Mangel an Arbeitskräften vorherrschen, hätten wir doch hunderte, wenn nicht tausende Mitglieder verlieren müssen”, findet NÖ Landarbeiterkammer-Präsident Andreas Freistetter klare Worte in Richtung der jüngsten Aussagen von LK-Präsident Hermann Schultes.

„In Deutschland werden einfach höhere Löhne gezahlt”
Einfach widerlegbar sind für die NÖ Landarbeiterkammer auch Schultes' Aussagen, dass den Erntehelfern und Saisonarbeitskräften in Österreich deutlich weniger Netto vom Brutto bleibt und die österreichischen Arbeitgeber höhere Bruttolohnkosten haben als etwa in Deutschland. In Deutschland beträgt der Mindestlohn EUR 8,84, in Österreich für Landarbeiter in bäuerlichen Betrieben EUR 7,07. „Wenn sich Arbeitskräfte aus unseren östlichen Nachbarländern lieber in der deutschen als in der österreichischen Landwirtschaft einen Job suchen, dann liegt es aus unserer Sicht primär daran, dass in Deutschland einfach höhere Löhne gezahlt werden“, bringt es Freistetter auf den Punkt. Die von der LK NÖ schon oft als entscheidender Wettbewerbsvorteil kommunizierte Befreiung von der Sozial- und Pensionsversicherung für Saisonarbeitskräfte gilt in Deutschland 2018 nur für geringfügig Beschäftigte. „Das kann jeder auf der Website des Deutschen Gewerkschaftsbundes unter www.mindestlohn.de nachlesen”, so Freistetter.

NÖ LAK fordert Maßnahmen, um den heimischen Arbeitsmarkt zu mobilisieren
Über die nun stattgefundenen „Jobbörsen”, die aus LAK-Sicht den richtigen Ansatz, nämlich Jobsuchende in Österreich als Arbeitskräfte für die heimische Landwirtschaft zu gewinnen, beinhalteten, kann die NÖ Landarbeiterkammer keine Angaben machen, weil von Seiten der Landwirtschaftskammer vorab darauf bestanden wurde, dass die Landarbeiterkammer als Arbeitnehmervertretung bei diesem Projekt nicht einbezogen wird.„Wir bleiben dabei, dass die Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der EU ausreichen muss, damit heimische Betriebe ihren Arbeitskräftebedarf abdecken können. Zusätzliche Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten nach Österreich zu holen, würde den Einkommensabfluss ins Ausland zusätzlich verstärken. Wir fordern stattdessen Maßnahmen, die den inländischen Arbeitsmarkt beweglicher machen müssen. Dazu können auch verschärfte Regelungen bei der Jobannahme für Arbeitslose zählen”, so Freistetter abschließend.

Foto: NÖ LAK